Ingo Reuter
Ingo Reuter 

Für Menschen...

Ein Büchlein mit Gedankenanstößen anhand biblischer Texte...

Textwelten und Lebenswelt sollen in diesem kleinen Büchlein miteinander ver-sprochen werden. Jeder biblische Satz soll einen Ausblick bieten ins Leben. Dabei ist das natürlich meine Perspektive, mein Schnappschuss gleichsam. Der Blick des Lesers mag vieles entdecken, was mir entgangen ist. Umso besser.

Die Illustrationen von Katharina Huber bieten dazu jeweils noch einmal andere und eigene Perspektiven.

Illustration von Katharina Huber. Klicken Sie auf's Bild und Sie kommen zu ihr.

Leihgaben

 

Das sage ich aber, liebe Brüder: Die Zeit ist kurz. Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine; und die weinen, als weinten sie nicht; und die sich freuen, als freuten sie sich nicht; und die kaufen, als behielten sie es nicht; und die diese Welt gebrauchen, als brauchten sie sie nicht. Denn das Wesen dieser Welt vergeht.

1. Kor 7,29ff.

 

Da hat er sich ja nun getäuscht, der Paulus. Die baldige Wiederkunft des Herrn Jesus verzögert sich nun schon zweitausend Jahre. Nix mit kurzer Zeit also. Die Welt ist immer noch nicht untergegangen, obwohl wir Menschen uns ja redlich bemühen, unseren Planeten vergehen zu lassen.

Aber davon abgesehen: betrachten wir die Ratschläge des Paulus doch einfach mal ganz alltagspraktisch. Stellen Sie sich einmal vor, alles, was sie haben, wäre ihnen nur geliehen worden. Blicken Sie sich in dem Zimmer um, in dem Sie sitzen, in Ihrem Wohnzimmer vielleicht, und stellen Sie sich vor das wäre nur ein nach Ihren Wünschen eingerichtetes Hotelzimmer. Dann wären Ihnen die Macken im Parkett und der Fleck auf dem Sofa, über den Sie sich so geärgert haben, auf einmal egal. Ist ja eh nicht Ihres. Nur zeitweise jedenfalls. Schauen Sie aus dem Fenster und auf die Bäume, die dort möglicherweise stehen und stellen Sie sich vor, in der Zimmerbeschreibung stand: Zimmer mit Blick ins Grüne. Schauen Sie ruhig etwas länger hinaus, denn Sie bleiben hier ja nicht ewig. Genießen Sie den Ausblick.

Dann schauen Sie Ihren Ehepartner an und stellen sich vor, es handele sich um eine Reisebekanntschaft, jemand, den Sie wirklich mögen und der Sie schon lange begleitet, aber der bald die Reiseroute ändern wird. Ohne Sie.

Und dann machen Sie sich klar, dass genau das die Realität ist. Und Ihre bisherige Haltung, sie besäßen ein Sofa, hätten einen schönen Garten und einen Lebenspartner falsch. Sie haben das alles nicht. Sie bekommen es nur für eine kurze Zeit. Die mag Ihnen jetzt lang vorkommen. Aber denken Sie mal an die letzten zehn Jahre zurück, wie schnell die vergangen sind.

Und jetzt reiben Sie sich einmal die Augen und dann vergessen Sie den Fleck auf dem Sofa, den blöden Nachbarn und die Macken im Parkett und widmen sich Ihrem Partner oder Ihren Freunden oder Eltern oder Kindern. Jedenfalls denen, die Sie eine Zeitlang auf dem Weg begleiten. Denn das Wesen dieser Welt vergeht.